Massnahmen des Kantons Basel-Stadt zur Suizidprävention

Über Suizid zu sprechen, ist ein Tabuthema. Vor allem aus Angst, jemandem zu nahe zu treten oder etwas auszulösen. Doch wäre das Ansprechen entlastend und würde Hilfe erst ermöglichen. Das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt möchte deshalb mit einer breit angelegten Sensibilisierungskampagne einen Beitrag zur Enttabuisierung leisten und dazu auffordern, Hilfe zu holen, wenn jemand Suizidgedanken hat.

Kampagne Suizidprävention für junge Menschen
Kampagnensujet

Bei Menschen in schweren psychischen Krisen sind Suizidgedanken eine häufige Begleiterscheinung. Diese Alarmsignale gilt es unbedingt ernst zu nehmen. Die betroffenen Personen möchten zudem meist nicht ihr Leben beenden, sondern ihr aktuelles Leiden. Insbesondere bei jungen Menschen gibt es Hinweise, dass Suizidgedanken und Suizidversuche zugenommen haben. Aus diesem Grund verstärkt das Gesundheitsdepartement in den nächsten Wochen sein Engagement in der Suizidprävention mit Fokus auf junge Menschen.

Kampagne mit Pro Juventute

Während der nächsten Wochen schaltet das Gesundheitsdepartement eine Kampagne, die sich an junge Menschen richtet und Betroffene wie Angehörige sensibilisieren soll. Jugendliche sprechen oftmals nicht oder nur mit Gleichaltrigen über ihre Suizidgedanken. Sie brauchen jedoch immer Unterstützung von Erwachsenen. Die Botschaften auf den Plakaten machen Jugendlichen Mut, vermutete Suizidgedanken bei Freundinnen und Freunden anzusprechen und Hilfe zu holen. Gleichzeitig wird der Beratungsdienst 147 von Pro Juventute bekannt gemacht.

Die Kampagne wurde von der Bildungs- und der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich in Zusammenarbeit mit Fachpersonen der Psychiatrie und Psychologie entwickelt und bereits 2022 in Zürich gezeigt. Basel-Stadt übernimmt sie jetzt. Eine unabhängige Evaluation konnte aufzeigen, dass die Massnahmen Wirkung hatten: Die jungen Menschen haben die Kampagne gut aufgenommen. Im Kampagnenmonat holten sich im Kanton Zürich 30 Prozent mehr Jugendliche Hilfe bei 147 zu ihren Fragen rund um Suizid.

Angebote für Schulen

Jugendliche verbringen sehr viel Zeit in der Schule. Bezugspersonen im schulischen Setting können deshalb einen wichtigen Beitrag zur Suizidprävention leisten. Das Thema Suizidalität verunsichert jedoch stark. Es ist für viele schwierig, die Situation richtig einzuschätzen und angemessene Unterstützung zu bieten. Der Kanton Basel-Stadt bietet daher kostenlose Fortbildungen zum Umgang mit Suizidalität im Jugendalter an. Dazu hat das Gesundheitsdepartement die Broschüre «Suizidalität im Jugendalter. Leitfaden für Schulen» (siehe Anhang) von der Bildungs- und der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich übernehmen können, hat sie angepasst und stellt sie nun Schulen zur Verfügung.

Bei den Schülerinnen und Schülern setzt das Gesundheitsdepartement den Fokus auf Ressourcenstärkung. In Zusammenarbeit mit der Klinik für Kinder und Jugendliche der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPKKJ) werden dazu Workshops für Schulklassen angeboten.

Leben, was geht!

Jeder Suizid hinterlässt ein Umfeld. Mit der Wanderausstellung «Leben, was geht! Suizid im Gespräch mit Hinterbliebenen» soll Suizidhinterbliebenen Gehör geschenkt werden. Vom 28. Februar bis am 24. März* gastiert die Wanderausstellung «Leben, was geht!» des Kunstschaffenden Martin Steiner als 10. Ausstellungsort in Basel im kHaus. Die Ausstellung hilft, ins Gespräch zu kommen, vermittelt verschiedene Perspektiven und überwindet die Sprachlosigkeit, die ein Suizid oftmals umgibt. Die interaktive Ausstellung arbeitet mit Audioformaten, in denen Hinterbliebene zu Wort kommen und ihre Geschichte erzählen.

Enttabuisierung macht Hilfe erst möglich

Eine der wichtigsten Botschaften in der Suizidprävention lautet: «Reden kann retten». Fachleute sind sich einig: Es hilft, vermutete Suizidgedanken anzusprechen. Die landläufige Meinung, dass Gespräche über Suizidgedanken diese verschlimmern oder gar einen Suizidversuch auslösen, konnte weltweit widerlegt werden. Im Gegenteil: Gespräche über Suizidgedanken entlasten und machen Hilfe überhaupt erst möglich. Aus diesem Grund wird im Rahmen der verschiedenen Aktionen immer wieder auf die Website reden-kann-retten.ch des Bundesamtes für Gesundheit hingewiesen. 

Hinweise:

*Am 28. Februar wird die Ausstellung «Leben, was geht!» von Grossratspräsident Claudio Miozzari eröffnet. Es sind Beiträge von Suizidhinterbliebenen und des Ausstellungsmachers zu hören. Zu dieser Veranstaltung sind auch Medienschaffende eingeladen. Sie hätten die Möglichkeit, Suizidhinterbliebene, den Ausstellungsmacher, die Projektleitung oder Fachpersonen zu interviewen. Auf Anfrage organisieren wir gerne ein Gespräch.

Hast du oder hat jemand aus deinem Umfeld Suizidgedanken? Oder hast du jemanden durch Suizid verloren? Hier findest du Hilfe:
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
www.reden-kann-retten.ch

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